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Montag, 30. Dezember 2013

Denkanstösse zum Jahreswechsel

Die Führung unserer Unternehmen liegt großteils in den Händen schon längst verstorbener Personen

Die Vordenker unseres aktuellen Managementwissens - wie zB Adam Smith, Henri Fayol, oder Frederic Taylor - prägen mit ihren Thesen und Edikten noch ein Jahrhundert später die Art und Weise, wie in unseren Unternehmen Ressourcen zugeteilt, Budgets festgelegt, Macht verliehen, Mitarbeiter entlohnt und Entscheidungen gefällt werden. Nach wie vor werden in den betriebswirtschaftlichen Fakultäten der Hochschulen dieser Welt sowie in den meisten MBA-Programmen, Lehrpläne rund um dieses Wissen aufgebaut.

Eine Betrachtung dazu: Im Jahre 1911 veröffentlichte Frederick Winslow Taylor sein damals revolutionäres Werk "The Principles of Scientific Management". Er begründete damit das Management als eine Organisationsmethodik, die dem darauf folgenden Industriezeitalter Flügeln verliehen hatte. Taylors damals geniale Idee war einerseits die konsequente Trennung von Denken und Handeln und andererseits die Segmentierung der Arbeitsprozesse in kleine überschaubare, daher einfach umzusetzende und dadurch effiziente Produktionsschritte. 

Vor dem Hintergrund der seinerzeitigen Demographie (zB arbeiteten 9 von 10 Personen vor dem ersten Weltkrieg in den Vereinigten Staaten von Amerika als Selbstständige oder in Manufakturen mit weniger als 30 Personen; ein Arbeitnehmermarkt, so wie wir ihn seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts kennen, war damals unbekannt), der damalig vorherrschenden Führungsprinzipien (Befehl und Kontrolle; Mitarbeiter müssen extrinsisch motiviert und angereizt werden) war dieses Denkmodell seinerzeit sehr erfolgreich, ist jedoch für die heutige Wirtschaft und Gesellschaft nur mehr bedingt sinnvoll anwendbar.

Der Preis der durch diese sehr mechanistische Vereinfachung in der Gegenwart bezahlt wird ist unter Anderem eine schrittweise Vergrösserung von drei immanenten Lücken (Pfläging, 2013):
  • Soziale LückeDurch hierarchische Teilung und Top-Down Kontrolle werden soziale Prozesse negiert und ausgeblendet - sie werden ersetzt von "Management by Numbers" und "Führung durch Angst".
  • Funktionale LückeFunktionale Trennung führt auch zur Trennung der Zuständigkeiten und der Reduktion von Verantwortung auf Teilaufgaben. Hierarchische Koordination wird mittels Prozesskontrolle, Planung, Regeln und Standards dominiert. 
  • Zeitliche LückeDurch die Trennung zwischen Planung und Ausführung, also zwischen dem Denken und dem Handeln, bedarf es fremdgesteuerter Rollen, Strategien, Zielen, Prognosen und Planung.
Alle drei Lücken erzeugen Verschwendung. Nichts davon erzeugt Wertschöpfung, nützt Kunden, Mitarbeitern oder Eigentümern. Das ist ein hoher Preis den wir für die Illusion von Beherrschbarkeit bezahlen. (Pfläging, 2013).


Liebe LeserIN: An den Weihnachtsfeiertagen habe ich mich einerseits dem neuen Büchlein von Nils Pfläging: "Organisation für Komplexität. Wie Arbeit wieder lebendig wird - und Höchstleistung entsteht", gewidmet und andererseits Gary Hammels mittlerweile zum Standardwerk etablierten Buches: "Das Ende des Managements. Unternehmensführung im 21. Jahrhundert" zum wiederholten Mal begeistert durchgelesen.

Nun, der Weg einer Änderung vom oben beschriebenen traditionell motivierten Management zu einem modern agierenden Management mit einer ausgeprägten Komponente an Leadership und Intreprenieurship ist in folgender Literatur aus meiner Sicht sehr anschaulich und mit vielen Beispielen gut beschrieben:

Appelo, J. (2012): How to Change the World. Change Management 3.0, Rotterdam.

Denning, S. (2010): The Leaders´s Guide to Radical Management. Reinventing the Workplace for the 21st Century, San Franzisko.

Hamel, G. (2088): Das Ende des Managements. Unternehmensführung im 21. Jahrhundert; dt. Auflage, München.

Heitger, B. (2013): Issue_10 Agilität. From Fragile to Agile, http://www.heitgerconsulting.com/index.php?idcatside=507 (Abfrage: 21.12.2013), Wien.

Heitger, B. (2013): Next Level Enterprise - Trends der Unternehmensentwicklung, Wien.

Lehky, M. (2011): Leader Ship 2.0. Wie Führungskräfte die neuen Herausforderungen im Zeitalter von Smartphone, Burnout & Co managen, Frankfurt.

Pink, D. (2009): Drive. Was Sie wirklich motiviert, New York, Salzburg.

Pfläging, N. (2009): Die 12 neuen Gesetze der Führung. Der Kodex: Warum Management verzichtbar ist, Frankfurt.

Pfläging, N. (2013): Organisation für Komplexität. Wie Arbeit wieder lebendig wird - und Höchstleistung entsteht, Frankfurt.

Semler, R. (1993): Das Semco-System. Management ohne Manager, München.


Viel Spass beim Lesen, einen stimmungsvollen Jahreswechsel und ein erfolgreiches Jahr 2014 wünscht Ihnen, 

                                            Manfred Brandstätter


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