Seiten

Sonntag, 6. September 2015

Die Ameise: Eine schöne Parabel für die moderne leistungsorientierte Organisation


Jeden Morgen kam die fleißige Ameise fröhlich zur Arbeit. Da sie ihre Arbeit liebte, verbrachte sie die Zeit des Tages arbeitend, immer ein Liedchen summend. So arbeitete sie fleißig und fröhlich vor sich hin. Es gab niemanden der sie beaufsichtigte. 




Der Generaldirektor, ein dicker fetter Käfer, stellte fest: Es kann so nicht weitergehen. So schaffte er eine Supervisor-Stelle. Er stellte dafür den Mistkäfer ein. Der hatte viel Erfahrung. Die erste Idee des Mistkäfers war, die Arbeit zu standardisieren. Dazu erstellte er verschiedene Reports. 

Bald darauf stellte man fest, der Mistkäfer braucht eine Sekretärin, die diese Reports vorbereitet. Eine hübsche Spinne wurde eingestellt, die ein Archiv einrichtete und Telefonanrufe entgegennahm. 


In der ganzen Zeit arbeitete die Ameise froh und munter weiter, denn ihre Arbeit gefiel ihr und von Zeit zu Zeit summte sie ein Liedchen. 

Der Generaldirektor war begeistert von der Arbeit des Mistkäfers. Er fragte ihn nach grafischen Darstellungen und Zukunftsanalysen. So war es dann nötig noch eine Fliege einzustellen, als Helfer für den Supervisor.  Sie kauften der Fliege einen Laptop, damit alle Reports schön bunt gemacht werden können. 

Die fleißige Ameise summte bald kaum noch ein Liedchen. Sie beschwerte sich, denn sie musste jetzt soviel Schreibkram ausfüllen, anstatt zu arbeiten. Darum beschloss der Generaldirektor, es muss ein Administrator für die Abteilung her, in der die Ameise arbeitete. Diese verantwortungsvolle Aufgabe wurde der Heuschrecke übertragen, die als erstes verlangte, dass man ihr einen speziellen Sessel kaufen sollte. 

Natürlich brauchte sie auch ein Auto, einen Laptop und zur Kommunikation mit Untergebenen einen Zugang zum Intranet. Selbstverständlich brauchte die Heuschrecke auch einen persönlichen Assistenten. Es wurde die Kröte, da sie, an ihrem alten Arbeitsplatz, schon Sekretärin bei der Heuschrecke gewesen war. 

Die Ameise sang nun nicht mehr und wurde immer unruhiger und nervöser. Wir müssten ein Gremium von Leuten zusammenbekommen, das für eine Studie über die arbeitende Gesellschaftsschicht Daten zusammenträgt und berichtet, meinte die Heuschrecke. 

Gesagt, getan. Die ausgesuchten Leute machten sich monatelang an die Arbeit. Natürlich gegen ein beträchtliches Entgelt. 

In der Zwischenzeit stellte der Generaldirektor fest: Die Abteilung, in der die fleißige Ameise munter vor sich hin arbeitete, bringt nicht mehr den gleichen Profit wie früher. Also wendete er sich an die Eule, eine Expertin in Sachen "Geschäfte machen". Auch sie bekam Tausende von Euro. Die Eule sollte analysieren und diagnostizieren, um herauszufinden was zu tun sei. Sie wirbelte drei Monate in allen Büros der Firma herum, bis sie einen Abschlußbericht vorlegte. Im Bericht stand am Ende nichts anders als: "Es sind zu viele Angestellte - es müssen welche entlassen werden".   So folgte der Generaldirektor dem Rat der Eule, der Tausende von Euro kostete, 
und kündigte der Ameise.

Keine Kommentare: